Verliebt in den Frühsommer

Iris sibirica – Cambridge

Iris sibirica – My Love

Iris barbata –  Titan’s Glory

Iris barbata –  Lugano

Alte, (für mich) namenlose Garteniris(barbata)

Iris ochroleuca

Iris sibirica – Butter+Sugar + Meum athmaticum, die Bärwurz

Baptista australis, die alte Färberpflanze

Hesperis matronalis

Eine gefüllt blühendeAkelei

 

 

 

Mitte Mai fängt eine Zeit im Garten an, die ich besonders mag.

Tulpen und Narzissen sind verblüht, Päonien und Rosen fangen gerade an, ihre Knospen zuerst zu färben und dann zu öffnen. Die Beete haben noch Struktur und Konturen, jedes einzelne Blatt ist noch frisch und strahlend. Und nach den langen Wintermonaten beginnt es abzutrocknen, die Winternässe zieht sich zurück und der schwere Lehmboden wird jeden Tag einfacher zu bearbeiten. Überall haben sich Akeleien ausgesät und ich habe immer Probleme, sie auszureißen, wenn sie es sich mal wieder mitten in der Färberhülse, dem Dipdam oder den Bartirissen bequem gemacht haben. Akeleien sind wunderbar. Wie elfengleiche Tänzerinnen schweben sie durch die Beete, in vielen Farben und Schattierungen und jedes Jahr entdecke ich neue Kreationen. Am schönsten finde ich die gefüllten Exemplare. Wie eine Miniatur-Ziehharmonika in Altrosa oder Lilaweiß wirken deren Blüten, und sie sehen so zerbrechlich aus. Aber da lasse ich mich schon lange nicht mehr täuschen. Akeleien sind toughe Überlebenskünstlerinnen, die bis auf Dauerstaunässe so gut wie alles wegstecken. Ihre Wurzelstöcke können verholzen und einigen Raum einnehmen, deshalb ist es ratsam, sie früh aus der Nachbarschaft empfindlicher Stauden zu entfernen. Schädlinge habe ich nie an ihnen gesehen, weder Blattläuse noch Schnecken. Wenn ganze Partien bunt gemischt in der Frühlingssonne stehen, sehen sie einfach zauberhaft aus.

Als wir vor etlichen Jahren in Thüringen unterwegs waren, entdeckte ich auf dem kargen Boden eines sonnigen Hügels Dipdam,  (Dictamnus albus). Ich hatte ihn noch nie zuvor in freier Wildbahn gesehen und war begeistert von den langen, weißen Kerzen, die bei genauerer Betrachtung lange Stängel mit kleinen weißen Blütchen sind, die dort dicht gedrängt wachsen.

Seit Jahren schon steht ein imposanter Diptam hier auf der Südseite in der Sonne und das Beindruckendste daran ist dieser unglaubliche Duft nach Orangen, der von den ätherischen Ölen in den klebrigen Samenkapseln ausgeht.

Der Dipdam bildet hier ein melodisches Trio mit der zartgelben Strauchrose Charlotte und der sanftgelben Königskerze (Verbascum chaixii), am schönsten sehen die drei morgens im Gegenlicht der gerade aufgegangenen Sonne aus.

Das ist nun eine gute Gelegenheit, ein paar Worte über Iris sibirica, die Wieseniris, zu verlieren. Sie ist eine züchterisch recht gut bearbeitete Wildstaude und ihre Farbpalette reicht vom klassischen Blau in allen Schattierungen über Weinrot und Weiß bis hin zu einem cremigen Gelb. Iris sibirica bildet dichte Horste und kann 60 cm bis 1,50 m hoch werden. Sie ist gesund und resistent gegen Schnecken und fühlt sich am wohlsten, wenn man sie in Ruhe lässt. Die Blütezeit reicht von Mitte Mai bis Mitte/Ende Juni und ist sortenabhängig. Nach einigen Jahren verkahlen die Horste von innen und dann ist es angebracht, sie zu teilen, im Herbst oder im Frühjahr.

Gute Sorten sind Cambridge, Butter and Sugar, White Swirl sowie, um nur einige der hervorragenden Züchtungen des Berliner Züchter-Ehepaares Tamberg zu nennen, Plissee, Silberkante und Prussian Blue. Für gemischte Pflanzungen ohne spezielle Bodenansprüche sind sie Gold wert. Während der Blühphase sind sie in jedes farblich kühle Gartenbild integrierbar, davor und danach sind sie wertvoll durch das elegant überhängende, schilfartige Blattwerk der üppigen Horste. Sie passen vor und zwischen Strauchrosen, geben Papaver orientale Halt und Struktur während der Blüte und ergänzen sich farblich prächtig mit Alchemilla mollis, dem Frauenmantel. An Beet und Wegkanten strukturieren die niedrigen und mittelhohen Sorten die Übergänge, in Gemeinschaft mit Taglilien, deren Blätter zwar breiter, aber ähnlich elegant und platzfüllend sind und von denen die meisten nach den Iris sibirica blühen.

Bleiben jetzt noch ein paar andere aus der Irisfamilie, die mir im Mai viel Freude bereiten. Iris pallida ist eine anspruchslose Südländerin, die in der Toskana und auch in Südfrankreich wild wächst. Verständlicherweise braucht sie hier einen Platz in der Sonne mit bestem Wasserabzug. Sie kann bis zu 1 m hoch werden und ihre hell lilablauen Blüten sitzen am Ende langer, elegant gebogener Stängel.Eine grünweiss panaschierte Sorte habe ich am trockenen Rand des Staudenbeetes in der Sonne stehen. Ich hatte einen großen Horst von Iris pallida, aber einige feuchte und nasse Sommer haben sie ziemlich dezimiert. Im heißen und trockenen Jahr 2018 haben sie dann sich aber wieder erholt. Als ich mir Fotos aus dem letzten Mai ansah, bemerkte ich erst, wie gut Iris pallida mit der Silberwurz (Draba suendermannii) harmoniert, deren Standortansprüche ja identisch sind und die sich kriechend über Steine und Geröll fortbewegt. Aus kleinen weißen Blüten gehen hauchfeine, silberhaarige Samenstände hervor, die ich genauso schätze wie die Samenstände vieler Clematis.

Iris orientalis und Iris graminea, die Pflaumeniris, haben einen festen Platz im Frühjahrsgarten.

Orientalis wird bis zu 1,50 m hoch und bildet breite Horste. Weiße Blüten mit gelbem Schlund sitzen schmetterlingsgleich an hohen Stängeln und ich pflanze sie sehr gerne zusammen mit weißen oder rosafarbenen Strauchrosen und blauem Storchschnabel.

Iris graminea ist eine kleine Iris mit grasartigen Blättern und dunkelblauen Blütchen, die oft in ihrem grasigen Blattwerk verschwinden. Ich kann kaum genug bekommen von ihrem unglaublichen Duft nach Pflaumen, allerdings muss ich dazu auf die Knie gehen oder mich am besten platt vor ihr auf den Boden legen, da sie kaum höher als 30/40cm wird. Iris barbata gab es anfangs eine ganze Reihe hier im Garten, aber ihre Kultur ist doch einiges aufwendiger und so sind nur einige wenige übrig geblieben. Lugano, die frühblühende und die dunkelblaue Titan’s Glory, sowie eine  namenloseGarteniris, die hier im Dorf von Garten zu Garten wandert, violettblau, hochstielig und sehr gesund.

Und da wir gerade bei Blau sind, muss ich die Färberhülse (Baptisia australis) erwähnen, die zur selben Zeit ein unglaubliches Blau zur Schau stellt. So viel ich weiß, wurde sie früher als Färberpflanze genutzt, ein anderer Name für sie ist Indigolupine. Das ist verständlich, da sie in der Tat wie eine zu groß geratene Lupine aussehen kann. Nachdem ich sie vor etlichen Jahren gepflanzt hatte, rührte sich lange nichts, sie blühte nicht. Erst im dritten Jahr fing sie verhalten damit an, doch nun ist sie schon seit einigen Jahren zu einem ausladenden Kleinstrauch herangewachsen, der im Frühsommer mit Blüten übersät ist. Sie ist natürlich kein Strauch, sondern eine Staude und alle oberirdischen Teile sterben im Winter ab. Auch ohne Blüten kann sie ihre Stellung halten, sie trägt eine Unmenge eukalyptusgrünen Laubs, das bis zum Herbst frisch und gesund aussieht. Leider habe  ich als ich sie pflanzte, nicht beachtet, wie groß sie werden kann. Jetzt steht sie im Beet in erster Reihe, wo sie nicht hingehört, aber da sie so empfindlich zu sein scheint, habe ich gar keinen Gedanken daran verschwendet, sie umzusetzen. Viele Besucher fragen nach ihr und wirklich bekannt ist sie immer noch nicht.Schade, sie hat doch einiges zu bieten.

Jetzt bin ich mit meiner Rückschau auf das späte Frühjahr gleich zu Ende, aber zwei Pflanzen darf ich nicht vergessen, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht so spektakulär wirken.

Im ganzen Garten haben sich inzwischen Wildstauden und Kräuter verteilt, wer sich bislang überhaupt nicht daran beteiligt hat, ist die Bärwurz (Meum athamanticum). Ich habe noch nirgendwo einen Sämling von ihr gefunden, obwohl sie schon einige Jahre hier zu Hause ist. Ihre würzig-aromatischen, farnartigen Blätter passen in Salate und schmecken ein wenig nach Petersilie. Ihre Blüten sind klein und weiß, sodass sie damit aussieht wie ein kleiner blühender Farn. Im Sommer ziehen ihre Blätter ein und es ist ratsam, ihren Platz zu markieren, um sie nicht irrtümlich mit dem Spaten  zu verletzten. Sie ist eine heimische Heil- oder Kräuterstaude und paßt hervorragend in meinem Garten. Geschmacklich macht sie sich gut in Salaten und Suppen, sie ist aromatisch wie Maggikraut und Petersilie.

Duft ist im Garten, wie ich finde, immer ein ganz wesentlicher Aspekt. Ich bin immer wieder erst verdutzt und dann enttäuscht, wenn meine Augen den Duft einer Rosenblüte förmlich spüren und meine Nase dann zurückmeldet – sorry, da ist leider gar nichts. Das wird mir bei den riesigen weißen Blütenrispen der Nachtviole (Hesperis matronalis) nicht passieren, besser gesagt, es wird mir gegen Abend nicht passieren, denn erst in den Abendstunden legt sie sich duftmäßig richtig ins Zeug. Sie ist eine zweijährige Pflanze, hin und wieder mutiert sie aber auch zur Staude. Ich habe hier ein paar Exemplare, die schon mehrere Jahre alt sind  und noch immer regelmäßig blühen. Nachtviolen gibt es auch in Violett, aber ich finde die weißblühende Sorte deutlich attraktiver. Sie können richtig hoch werden, in unserem schweren Lehmboden über 1,50 m, und sie säen sich reichlich selbst aus. Auch sie ist eine altbekannte Kulturpflanze und sollte in jedem Garten ein Zuhause finden können.

Iris sibirica – Taubenblau

Dipdam + R. Charlotte

Iris graminea, mit starkem Pflaumenduft

Iris sibirica – Prussian Blue

Iris pallida

Dipdam / Dictamus albiflorus

Iris pseudocarus – Berlin Tiger

Iris sibirica – Berlin Purple Vine