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Als wir 1991 das Haus und den Garten
in Besitz nahmen, erstreckte sich dort ein langgestrecktes und schmales Grundstück,
an den Seiten von Gräben begrenzt und mit zahlreichen älteren Bäumen bestanden. Um das Haus gab es vereinzelte Beete,
am hintersten Gartenende weideten Schafe vom Nachbarn Uwe.
Was mir daran sofort gefiel war, dass es viele Gestaltungsmöglichkeiten geben würde. Gleichwohl ist mein Garten im Laufe der Zeit eher langsam gewachsen und veränderte sich im Lauf der Jahre. Mit der Zeit entwickelte ich ein deutliches Gespür dafür, wie ich die Vorlieben für unterschiedlichste Pflanzen zu einem harmonischen Bild verweben konnte. Im Hinterkopf behielt ich aber immer, dass Alles im Einklang mit dem denkmalgeschützten Haus sowie der natürlichen Umgebung wachsen sollte.
Ich erkenne im Garten des Jahres 2018 nach wie vor Spuren englischer Gärten, die wir besuchten und ich finde darin Erinnerungen an den Garten meines Vaters mit Phlox, Rittersporn und Päonien. Aber geprägt ist der Garten durch Rosen, die ich Mitte der 90er Jahre zufällig entdeckte und bald lieben lernte.
Durch unsere umweltschonende Bewirtschaftung und den gänzlichen Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel und künstliche Dünger siedelten sich zunehmend Insekten und Vögel, Igel, Frösche und Kröten an, durch den sommerlichen Blütenreichtum fühlen sich Bienen und Hummeln angelockt.
So entstand inmitten landwirtschaftlich genutzter Flächen ein begrenzter Schutzraum für Fauna und Flora und zum überwältigenden Duft der Rosen gehört ein beeindruckendes Froschkonzert im Frühsommer, Bienen Gesumme und Vogelgezwitscher.
Rosen wurden im Lauf der Zeit immer mehr zu meiner Leidenschaft, inzwischen wachsen hier 570 verschiedene Sorten. In erster Linie historische Rosen, aber auch moderne Beet- und Strauchrosen, einige Teehybriden sowie Rambler und Kletterrosen. Üppige, verschwenderisch duftende Rosen. Sie mögen unseren fruchtbaren Marschboden, halten sich selten an sortenspezifische Größenangaben, erfreuen sich im Allgemeinen guter Gesundheit und kommen dabei gänzlich ohne chemische Spritzmittel aus. Eine überlegte Sortenauswahl, Standorte mit genügend Luftzirkulation und eine durchdachte Ernährung mit Brennessel/Kräuterjauche, Stallmist und Holzasche haben sich da bewährt. Seit einiger Zeit vermehre ich historische Rosen selbst, wobei mir die Stecklingsvermehrung immer sympathischer war, da sie den Pflanzen ermöglicht, auf eigener Wurzel zu wachsen. Allerdings lassen sich nicht alle Sorten auf diese Art vermehren, aber dann kann ja auch mal okuliert werden.
Von Oben: Sangerhäuser Jubiläumsrose, Reine de Centefeuille,Agatha Incarnata, Apricot Parfait – darunter Henri Foucquier + La Ville de Bruxelles
Schon seit langem finde ich die Kombination historischer Rosen mit denkmalgeschützten/historischen Gebäuden sehr reizvoll. Zwei Kulturgüter die sich in Form und Textur ergänzen und deren Habitus sich oftmals ähnelt. Da gibt es noch eine Menge Gestaltungsraum, spontan fallen mir dazu die Glückstädter Stadtkirche und das Wasmer Palais ein. Historische Rosen haben ihren eigenen Charakter und eine ausgeprägte Persönlichkeit, womit sie den ausdrucksstarken Gebäuden begegnen können. Gleichzeitig bringen sie über Blütenfarbe, Blattstruktur und Wuchsform eine organische Dimension mit ein, wodurch sie im Kontakt Stein- und Holzstrukturen verändern und somit das gesamte Ensemble bereichern und beleben.
Stauden gab es von Anfang an im Garten, oftmals in Namenssorten. Taglilien, Astern, Geranium und Päonien, dazu Farne, Gräser und Clematis, Euphorbien, Sonnenhüte – und Bräute, Phlox, Campanula und verschiedenste Irisarten. Inzwischen gibt es kleinere Sammlungen Geranium mit etwa 50 Sorten, Päonien mit um die 60 Sorten und Clematis mit um die 50 Sorten. Schatten-und Gehölzrand Stauden wie Hostas und Heuchera, Eisenhüte und Astilben. Sowie eine ganze Reihe verschiedenster Japan Ahorne und Hortensien, wobei wir schon bei den Gehölzen sind.
Stauden, Rosen und Gehölze wachsen so natürlich wie möglich mit-, neben und ineinander. Aus einer alten Vorliebe für Heil- und Gewürzpflanzen entstand ein Kräutergarten mit Ampfer, Herzgespann Odermenning und Schafgarbe, Wegwarte und Majoran. Wintertees stammen daraus, Salbei, Rosmarin und Estragon sind obligatorisch für fast jeden Salat im Sommer. Anfangs gab es mehr Raum für Gemüsebeete, übriggeblieben ist überschaubarer Platz für Schalotten, Lauch, Sellerie, Knoblauch und ein paar Reihen Erbeeren.

Das Gartengelände wird an drei Seiten durch Wassergräben begrenzt, an den Böschungen stehen heimische Gehölze wie Mirabellen, Schlehen und Holunder sowie eine Reihe regelmäßig beschnittener Kopfweiden. Wenn es eine natürliche Verbindung von Nützlichkeit und Schönheit gibt, dann nimmt sie in den vielen verschiedenen Weidenarten Form an. Es gibt kaum einen filigraneren Lichteinfall wie den durch frisch ausgetriebenes Kopfweidengeäst. Der jährlich anfallende Astschnitt hingegen ergibt hervorragenden Schredder, lässt sich als Beet Einfassung verwenden und taugt als Brennholz. Und falls gewünscht, können daraus durchgrünende Zäune und Tipis gebaut werden
Namen wie Felicite Parmentier(Alba von vor 1841), Blanchefleur(Zentifolie von 1835) und Duchesse de Montebello(Gallica von 1824) verströmen eine Art nostalgischer Heiterkeit, Leichtigkeit und Eleganz, die sich, wie wir finden, ganz selbstverständlich mit dem Wesen des Hauses verbindet.
Nach einer Grundsanierung – wohl eher dem Versuch der Wiederherstellung des Hauses unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten – trat plötzlich die klare und symmetrische Linienführung der Fassade hervor. So wie ein Gesicht plötzlich sichtbar wird, nachden Schichten von Tünche und Beiwerk abgetragen sind und plötzlich den Blick auf die natürlichen Proportionen freigibt. Wir entfernten den modernen Rosenbogen um die Eingangstür, nahmen die aus Ziegeln, Beton und Feldsteinen zusammengeschusterte Türschwelle weg und setzten eine wind-und wettergegerbte Sandsteinschwelle dahin, in Eintracht mit der originalen Türschwelle, die wir unter der alten Pflasterung vergraben, gefunden hatten. Ausgetretenes Kopfsteinpflaster einer einstigen Dorfstraße, frisch verlegt um die Kate, ergänzt nun den neugewonnenen Eindruck von Klarheit und Harmonie.
Die Kate konnte 2006 beim Tag des offenen Denkmals besichtigt werden und seit 2003 ist der Garten zur Aktion “Offener Garten” geöffnet. In den Sommermonaten besuchen uns Reisegruppen von Stauden- und Rosenfreunden aus ganz Deutschland, im letzten Jahr zum ersten Mal auch ein Anbieter von Gartenreisen mit einer Gruppe, die Gärten in SH besuchte. Neben dem offenen Gartenwochenende der Aktion haben wir seit einiger Zeit auch zu etlichen Zusatzterminen geöffnet, sowie weiterhin auch relativ kurzfristig nach vorheriger Absprache. Die festen Termine für 2022 finden Sie/findet ihr ab Januar 2022 unter Termine.