Juli

The Fairy mit Samenständen von Allium ‘Globemaster’

Lilien+Lavendel an der Südwestwand

Brennende Liebe + Sonnenauge im Staudenbeet vor dem Haus

 

Es ist Juli

und die im April wunderbar sichtbaren Strukturen und Abgrenzungen sind irgenwo im Juni abhanden gekommen, die frische Frühlingsklarheit, die aufgeräumte Überschaubarkeit ist dahin.

Sämlinge wurden zu großen Pflanzen und überwuchern sorgsam ausgewählte Stauden, Wegabgrenzungen verschwinden unter wogendem Grün und in den Beeten sieht es aus wie Kraut und Rüben. Jetzt ist ein bißchen schier gefragt, shaggy nimmt überhand.

Ich jäte 2m hohe Königskerzen vor zierlichen Taglilien, entferne Storschnabel aus den Echinaceen und pule Akeleien aus Rosenstöcken. Frauenmantel sieht oberirdisch leicht und zierlich aus,unterirdisch wuchern verholzende Wurzelstöcke von den Beetkanten Richtung Beetmitte, wo sie gar nichts verloren haben. Fingerhüte sind verblüht, und wovon ich keine Samen haben will, da schneide ich die krautigen Teile ab und grabe die Wurzelstöcke aus. Der Philadelphus ist zu groß geworden und benötigt einen kräftigen Rückschnitt, ebenso die Weigelien. Nach der Blüte fangen die Gallicas an frische Triebe auszutreiben, die ich schnell radikal zurücknehme. Rasenmähen nimmt viel Zeit in Anspruch, die zum Graben hin abfallenden Flächen sind schwierig und schweißtreibend zu mähen, dahinter beginnt der Dschungel.

Schönwetterperioden sind sommers wie Winter oftmals Ostwindzeiten, im Sommer ist das ein böiger, warmer und extrem austrocknender Wind, im Winter das Gleiche nur eiskalt.

Aster amellus

Im Juli – Ostwind bekommt der Lehmboden bald Trockenrisse und ist hart wie Beton. Phlox, Sonnenbräute und Sonnenaugen lassen die Köpfe hängen und wollen Wasser. Der tagelang wehende Wind hat den frühblühenden Rambler May Queen, verwoben mit der Clematis Perle Azur über das Schuppendach gefegt und ich schaffe es nach langer Plackerei, diesen abgestürtzten Rosenclematisberg mit einem dicken Seil einzufangen und zurück auf das Dach zu ziehen und dort fest zu vertäuen.Es ist wirklich nicht so, daß ich Ostwind liebe! Er dörrtden Boden aus und er dörrt auch mein Hirn aus, dieser Wind macht mich gereizt, dünnhäutig und schlecht gelaunt. Bei Dauerostwind sollte ich am Besten alles stehen und liegen lassen, mich mit einem Buch in den Windschatten setzen oder an der Elbe spazieren gehen; andernfalls verliere ich meine Rosenschere, zerbreche die wenigen Dekoglaskugeln oder versenke brauchbare Gartenwerkzeuge in der Jauchetonne.

Päonien und Rittersporne, Mohn und viele Clematis sind jetzt verblüht. Die einmal blühenden Rosen bereiten sich auf das kommende Jahr vor und fangen an, frisches Blattwerk zu treiben. Der Garten wirkt seltsam leer. Es fühlt sich an wie Sommerpause, bevor Ende August die zweite Rosenblüte beginnt und die Herbstastern langsam die Blüten öffnen. In dieser Zeit bin ich um jede Blüte froh und glücklicherweise gibt es Vieles, das gerade jetzt in der Lage ist, die Lücken zu füllen.

Aster frikartii – Mönch

Das ist die Zeit der Astern amellus und  Aster Frikartii. Der Schweizer Züchter Frikart benannte zwei seiner Züchtungen in den 1920er Jahren nach Schweizer Bergen, Mönch und Jungfrau. Und er brachte Wunder von Stäfa und Floras Delight in den Handel. Das sind vier ganz hervorragende Astern in verschiedenen Blau und wenigen Rosatönen, und sie haben eine vergleichsweise lange Bütezeit. Der Mönch ist hier die Beste der Frikart Astern, sie blüht ununterbrochen von Mitte Juli bis Anfang November. Ich hatte noch keinen Sämling von ihr gefunden, aber vor zwei Jahren habe ich sie umgepflanzt und dabei geteilt, so dass es jetzt 4 Mönche gibt, die in Reihe im kühlfarbigen Staudenbeet im Vorgarten stehen.

Ganz hervorragende Bilder und Beschreibungen zu Pflanzen am Naturstandort gibt es in Stauden in Garten und Natur von Philips +Rix. Sehe ich sie mir an, bekomme ich ein Gefühl dafür, wo sich  bestimmte Pflanzen heimisch und zu Hause fühlen. Bilder von Wildastern inWyoming auf alpinen Wiesen machen mir ihren Lebensraum transparent und ich verstehe, wo sie sich wohlfühlen.

Obwohl es in meinem Garten natürlich keine alpinen Wiesen gibt, sind diese Informationen für mich nicht wertlos. Alpine Wiesen sind in der Regel trockenen Magerrasenflächen und sie liegen meist in voller Sonne. Damit ist ein Standort beschrieben, der auch hier im Garten vorkommt: Stein, trocken, volle Sonne. Die alpinen Matten liegen auf einer dünnen Humusschicht direkt auf dem nackten Fels, damit ist Staunässe unmöglich und guter Wasserabzug gesichert. Diese Standort Voraussetzung ist die entscheidende, und zur Sicherheit kann ich hier im Marschboden immer eine Drainage aus kleinen Steinen, Kies oder Tonscherben legen, damit sich um die Wurzeln keine Nässe stauen kann.

Aster amellus – Veilchenkönigin

Werden Frikarts Astern bis zu einem Meter hoch, begnügt sich Aster amellus mit 30-60cm. Gute Sorten sind Silbersee, Sternkugel und Glücksfund, die vielleicht Beste ist Veilchenkönigin in dunklem Veilchenblau. Sie passen in den Vordergrund eines Beetes und harmonieren gut mit Polyantharosen. Glücksfund steht hier neben Annmarie de Montravel, der buschigen, weissen Polyantharose. Sie blühen alle zwischen Juli und Oktober und haben es wie erwähnt, gerne  trocken. Sie gehören definitiv zu meinen Lieblingspflanzen, ihre blauen Strahlenblüten leuchten und ich brauche mich kaum um sie zu kümmern. Schnecken mögen sie nicht, Pilzkrankheiten oder Mehltau treten so gut wie nie auf. Für mich sind Stauden ausgesprochen wichtig, die viel bieten und wenig von mir verlangen. Sie schaffen Raum und Zeit für all das, was aufwendig und mühevoll ist, wie Grasaussaaten aus dem Kopfsteinpflaster zu kratzen.

Die Spätsommerstaude schlechthin ist Echinacea purpurea, der Purpursonnenhut, aus der Familie der Korbblütler. Ursprünglich war er in nordamerikanischen Prärien und Grasländern heimisch. Da ich keine Prärie besitze, wachsen sie im Beet und so lange es nicht zu nass oder zu trocken ist, kommen sie gut damit klar. Purpursonnenhüte wurden in den letzten Jahren züchterisch enorm bearbeitet. Es gibt sie mittlerweile in vielen orange, gelb und Apricottönen.Ich stellte aber fest, dass ich die exaltierten neuen Züchtungen nicht dauerhaft etablieren konnte, ohne ihnen  mehr Aufmerksamkeit schenken zu müssen, als das bei den alten Sorten nötig war. Die Sonnenhüte säeen sich gerne aus, ich sammle im Spätsommer die Sämlinge aus den Beeten und pflanze sie in mein Jungpflanzenbeet, von wo aus sie im übernächsten Frühjahr an ihren endgültigen Standort umziehen können.

Echinacea purpurea

Ich hatte gelesen, dass bei Neuzüchtungen versucht wird, die herabhängenden Zungenblüten mehr in die Waagerechte zu bringen mit der Begründung, dann würden sie nicht mehr so depressiv wie hängende Mundwinkel aussehen. Ich staunte nicht schlecht, worauf Verkaufspsychologie alles achtet. Schmetterlinge jedenfalls lieben sie, und ganze Gruppen von Tagpfauenaugen, Hummeln und Bienen belagern die Blüten im Spätsommer.  Eine der besten Sorten ist Rubinstern. Ich sah sie kombiniert mit hohen Gräsern in Beth Chattos Garten, wo sie strahlte und leuchtete, wie ein Rubinstern.

Dieses leuchtende Purpurrot macht sie für mich so wertvoll, ebenso wie das strahlende Weiss der Sorte Alba. Beide Farben sind gut mit dem Blautönen der Berg-und Frikartastern zu kombinieren, wobei die Sonnenhüte ein wenig mehr Feuchtigkeit tolerieren als die Astern. Zusätzlich bilden sie nach einigen Jahren stabile Horste und können damit ihr Revier behaupten.Von Nachbarn, die ihnen auf die Pelle rücken, lassen sie sich wenig beeindrucken. Ich muss an dieser Stelle noch einen Storchschnabel erwähnen, der auch gerne trocken steht und lange blühen kann, Geranium renardii Phillippe Vapelle. Seine lavendelblauen Blüten harmonieren wunderbar mit den graugrünen Blättern und er bildet rundliche Horste ohne zu wuchern. Ich kann Storchschnäbel als Verbindungsglieder zwischen aufrecht wachsenden Pflanzen, wie den Sonnenhüten einsetzen, sie füllen die Zwischenräume und bedecken den Boden.

 

Hofplatz mit Hortensien + Hostas