Ein Staudenbeet

HP Vorgarten

Eryngium

Das rechteckige Areal zwischen den zwei Rosenbögen wird nach Norden hin von dem schmalen Beetstreifen begrenzt, der mit einer Reihe Gallicarosen bepflanzt ist; ähnlich den anderen das Rechteck umfassenden Beeten, die wie eine Einfassung wirken und mit Strauchrosen besetzt sind, und damit der innenliegenden Rasenfläche  einen Rahmen geben. Allerdings breitete sich dort im Hochsommer Langeweile aus, die Einfassungen waren weitgehend abgeblüht, und die Unterpflanzungen aus Majoran, Frauenmantel und niederen Astern, konnte an diesem Eindruck auch nicht viel ändern. Was mich erst gar nicht störte, entwickelte sich langsam zu einem leichten Druckgefühl mit unbestimmten Aufforderungscharakter, diesem Rasenstück die Langeweile auszutreiben. Da ich angefangen hatte, mich wieder mehr mit Stauden zu beschäftigen schien mir diese Rasenfläche ein geeignetes Reservoir für mögliche Staudenbeete zu sein; zumal die hervorragende Südostlage  wie geschaffen dafür schien. Nur werde ich überraschenderweise auch nicht jünger und immer wenn ich anfange Rasenstücke abzustechen und beginne, sie zu bepflanzen, werde ich  von meiner Frau eindringlich daran erinnert, dass dieses kultivieren deutlich Zeit- und arbeitsaufwendiger sein wird, als dort den Rasen zu mähen. Das weiß ich natürlich, aber, es könnte ja einfach Spaß machen, neue Staudenkombinationen auszuprobieren und das Augenmerk dort auf Blühzeiten zu legen, die im Juli und August liegen, also nach der Haupt Rosenblüte. Mit Lust und Freude stürzte ich mich also kopfüber in die Aufgabe, geeignete Kandidaten für diese Pflanzsituation zu suchen und das Anforderungsprofil als Grundlage für die Auswahl zu nehmen. Spätsommer blühend, trockener und sonniger Standort oben, auf dem leicht abfallenden Scheitel des nach Osten und Westen abfallenden Grundstücks; wobei es weiter unten feuchter wird und je mehr ich mich dem begrenzenden Graben nähere, auch schattiger, durch den Windschutzknick aus Weiden und Mirabellen; was zwar andere Auswahlkriterien nötig machte, aber die Palette deutlich erweiterte.

Heute sehe ich  dort in den trockenen Partien niedere Astern amellus, stachligen, zartblauen Mannstreu(Eryngium), im August blühenden, hohen Präriesonnenhut sowie granatroten Staudenmohn(Papaver orientalis), dazwischen zartgelbe Schafgarben und 3 hohe, frühblühende Steppenkerzen in Orange. Echinaceen haben sich ausgebreitet und säen sich hier gerne aus, Feinstrahlasten in verschiedensten Sorten mögen diesen Standort, Iris pallida und die hohe Katzenminze Manchu Blue fühlen sich in der Sonne ausgesprochen wohl. Einjähriger Mohn darf sich aussäen, in wunderbaren Farben zwischen Rosa und sattem Lila und ich finde dort im Juli meine Frau mit kleinen Sammelgefäßen für Mohnsamen, wobei es ihr die lilafarbenen, möglicherweise auch gefüllten Sorten am meisten angetan haben.

Papaver orientalis – Princess Victoria Louise

In den Staudenbeeten achte ich penibel darauf, dass ich alle Wildblumen Sämlinge entferne. Ich will dort keine Akeleien, keine weißen, pfirsichblättrigen Glockenblumen und keinen Scheinmohn haben, der sich mit Vorliebe in Stauden setzt, mit seinen tiefreichenden, verholzenden Wurzelstöcken. Wäre ich da nicht so hinterher, hätten die  äußerst fruchtbaren und vermehrungs willigen Wildsorten in kurzer Zeit das Beet gekapert und die Zuchtstauden an den Rand gedrängt; deshalb habe ich auch eine Karde wieder ausgebürgert, deren Sämlinge fanden sich plötzlich überall wieder, wuchsen frech inmitten des phantastisch graublauen Storchschnabels Mrs Kendall Clarke oder gruben ihre tiefe Wurzel in unmittelbarer Nachbarschaft zur hohen Mexikonessel(Agastache) Serpentine in den Boden.  Dafür haben diese Wilden schließlich noch genügend andere Bereiche, wo sie gern gesehen sind und alle Freiheiten haben.

In den unteren und feuchteren Beetzonen konnte ich verschiedene Sorten Iris Sibirica unterbringen, wie die hellblaue Cambridge und die preussisch blaue Prussian Blue, Wiesenknöpfe und Blutweiderich fühlen sich hier wohl und eine bunte Auswahl an Monarden stehen dort.

Und natürlich hatte ich mich nicht auf Hoch und Spätsommer-Blüher begrenzen können; schon im Mai fangen Bartiris und Euphorbia polychroma, Staudenmohn und Steppenkerzen an, ein Feuerwerk an Farben abzubrennen; gleichwohl hat dieses Beet im Hoch-und Spätsommer seinen Höhepunkt erreicht, summt voller Bienen und Wolken von Tagpfauenaugen bevölkern die dicht stehen Sonnenhüte. Am höchsten Punkt des Beetes, verläuft der Hauptweg in den hinteren Gartenbereich und dort bleiben immer wieder Besuch stehen, genießen die weite Sicht über die Felder Richtung Lühnhüserdeich, bewundern die oftmals bizarren Wolkenformationen über der Elbe und  staunen über das vielfarbige Wogen dieses prächtigen Beetes ; sie fragen nach Artemisien und Euphorbien, vielleicht nach Mohnsamen oder Sämlingen der schönsten Echinacea  an dieser Stelle, dem Rubinstern.

Dahinter steht, durch einen schmalen weg getrennt, eine Reihe Gallicarosen. Sie eigenen sich gut für ein Inselbeet, ihre immer wieder auftauchenden Ausläufer können so praktischerweise im Rasen regelmäßig gemäht werden. Es sei denn, ich steche sie im März ab und setze sie in Töpfe, um sie im Sommer zu verkaufen. Ypsilanti steht dort und President de Seze, Nestor und dazwischen eine fast violett blühende Portlandrose mit dem Namen Indigo, die mehrmals blühen kann. Sind sie Gallicarosen verblüht, schneide ich sie in Form und bis zum Herbst werden sie mit frischem und meist gesundem Laub bis in den Winter hinein ansehnlich bleiben, ein großer Vorteil bei Sträuchern mit nur kurzer Blühzeit. Sie bilden eine kleine, feine und halbhohe Hecke, in deren Windschatten die Bahnwärter Taglilie als Beet Einfassung wächst; sie fängt Ende Juli an, für mehr als 5 Wochen ihre Apricot farbigen Blüten zu zeigen.

Ypsilanti

Damit dieses Staudenbeet auch im Herbst etwas zu bieten hat, habe ich niedere Astern, wie Aster vimineus, etliche höhere Gräser, wie Goldbartgras und einige Chinaschilfe und dazwischen selbstaussäende, violettblaue Verbenen gepflanzt; und erstaunt bemerkte ich schon, dass ich Sämlinge von Feinstrahlastern und dem wunderbaren zweijährigen Salbei White Vatican  in den Tiefen des Beetes finde, die ich ausgraben und in meinem Anzuchtbeet  hegen und pflegen werde, damit es bei Bedarf nicht an Nachschub fehlen wird.

White Vatican mit Lupinen und Feinstrahlastern